Briefing an Bord*
Kategoriale Zuordnung
- Formierung eines Gruppenkörpers (corps)
- Kampf und Technologie
- Gemeinschaftsgefühl als eine medial geteilte Erinnerung an geteiltes Leid
Meta-Daten
Ordnungsnummer: 14
Einzelanalyse: Sands of Iwo Jima*
Timecode von: 00:31:37:11
Timecode bis: 00:34:50:14
Entstehungsjahr: 1949
So vollzieht die Montage zu Beginn der Szene anhand der dokumentarischen Aufnahmen eine Bewegung von einer Makroperspektive auf den Flottenverbund bis hin zum darin eingebetteten einzelnen Kriegsschiff, das wiederum als räumliche Bezugsgröße des im folgenden entfalteten Gemeinwesens der Protagonisten erscheint (> ABE 1). Zum Ende der Szene hin liefert eine Montage in der Tradition der russischen Avantgarde eine rhythmisierte audiovisuelle Bewegungsfiguration, die mittels ihrer Ausdrucksbewegung einen affektiven Vorausblick auf das narrativ angekündigte Gefecht heraufbeschwört – und damit buchstäblich den Startschuss für jenes Gefecht liefert (> ABE 9).
An Deck werden die für den Film bestimmenden narrativen und affektpoetischen Leitlinien durchgespielt: Die Spannung zwischen der konkreten Körperlichkeit der Soldaten und der abstrakten Körperschaft der Truppe bestimmt den Morgensport an Deck (> ABE 2). Der symbolisch aufgeladene Prozess des Uniformierens bildet den Rahmen einer ganzen Reihe von mehr oder minder spannungsgeladenen Bezügen zwischen den sinnlichen und rationalen Realitäten innerhalb der Truppe einerseits und des zivilen Lebens andererseits: Zwischen der Sehnsucht des frisch Vermählten nach der Geliebten und der Ungewissheit um die eigene körperliche Unversehrtheit (> ABE 3), der Verbindung eines identifikatorischen Bezugs zur Truppe mit einem demokratisch-patriotischen Pathos (> ABE 4), der gleichermaßen schützenden wie vernichtenden Potentiale der Waffentechnologie (> ABE 6) – oder aber dem Humor als individueller Antwort auf das dramatische Potential des Gemeinwesens (> ABE 5).
Schließlich offenbart das Briefing der Soldaten das ambivalente Bild einer Truppe, die die Individualität zum Wohle abstrakter Körperschaften wie der Armee und der Nation hinter sich gelassen hat, das Individuum dabei aber stets als höchstes Gut zu bewahren sucht ("Let the other guy die for his country. You'll live for yours.") (> ABE 7).
Zur Inszenierung der Widersprüche und Reibungspotentiale, die mit diesem ambivalenten Verhältnis von Individuum und Gemeinschaft verbunden sind, bedient sich der Film hier abermals der Figurenkonstellation zwischen Conway und Stryker, deren Verhältnis die institutionelle Sorge um die Funktionalität des Gemeinschaftskörpers mit der persönlichen Sorge um das Individuum vereint (> ABE 8). JHB