Heuristische Hypothesen und methodologische Ergebnisse
Zu Beginn untersuchen wir die narrativen Stereotypen, wiederkehrende Handlungs- und Figurenkonstellationen, in ihrer Bedeutung für eine spezifische Affektpoetik des Kriegsfilmgenres. Auf Grundlage dieser Ergebnisse lassen sich die wesentlichen heuristischen Hypothesen zur Affektpoetik des Kriegsfilmgenres formulieren:
Das klassische Kriegsfilmgenre lässt sich durch eine begrenzte Anzahl stereotyper Handlungs- und Figurenkonstellationen (Standardszenen) beschreiben.
Diese Standardszenen stehen in starkem Zusammenhang mit den ästhetischen Strategien der Affektmobilisierung.
Die Standardszenen können distinkten Affektbereichen (wie z.B. Trauer, Angst oder Zorn) zugewiesen werden.
Folglich können diese Standardszenen als Pathosszenen des Kriegsfilmgenres definiert werden.
Im Anschluss an eine erste Phase exemplarischer Filmanalysen können diese hypothetischen Annahmen präzisiert werden:
Die distinkten Affektbereiche werden bestimmt durch
- Handlungskonstellationen
- Kompositorische Figurationen filmischer Expressivität
Zum einen wird der distinkte Affektbereich einer Pathosszene durch die Handlungskonstellation bestimmt (z.B. Kampfszene, Trauerszene oder heroisches Opfer). Zum anderen zeichnen sich diese Szenen durch spezifische kompositorische Formen filmischer Expressivität (z.B. Gestik, Farb- und Lichtsetzung, räumliche und akustische Muster, Montage) aus, die bestimmte Stimmungen aktivieren.
Die Abfolge der Pathosszenen bildet die grundlegende Struktur der Affektmobilisierung.
Die zeitliche Abfolge der Pathosszenen im Filmverlauf bildet die grundlegende Struktur der Affektmobilisierung. Diese lässt sich als Makro-Ebene der Affektpoetik des Kriegsfilmgenres bezeichnen.
Die audiovisuelle Komposition aktiviert den spezifischen Affektbereich.
Die zeitliche Struktur der audiovisuellen Komposition einer bestimmten Szene aktiviert den spezifischen Affektbereich als Stimmung.
Die einzelne Szene wird durch zeitliche Segmente strukturiert.
Die audiovisuelle Komposition einer einzelnen Szene wird durch das Zusammenspiel zeitlicher Segmente strukturiert. Diese zeitlichen Segmente entfalten sich in Form eines spezifischen Musters (Eröffnung, Entwicklung, Schließung). Wir definieren sie als Ausdrucksbewegungseinheiten..