Das eMAEX-System – B: ANALYSE
Die verschiedenen Ebenen unseres Analyseprozesses umfassen die Identifikation, Evaluierung und Beschreibung der Pathosszenen, jeweils gemäß der in den Manuals dargelegten Vorgehensweise.
Ebene 1: Die Identifikation der Pathosszenen bildet dabei die erste Ebene. Zunächst werden Szenen als zeitliche Segmente des Films bestimmt. Anschließend werden die Szenen in Bezug auf die kategoriale Einteilung der Pathosszenen klassifiziert. Die Klassifizierung folgt den im Manual dargelegten Handlungs- und Figurenkonstellationen sowie den jeweils zugewiesenen Affektbereichen.
Identifikation der Pathosszenen |
1. Bestimmung der Szenen als zeitliche Segmente |
Ebene 2: Evaluation der Abfolge von Pathosszenen als filmische Affektdramaturgie
Nachdem drei Filmwissenschaftler unabhängig von einander die Pathosszenen eines Films identifiziert und klassifiziert haben, werden ihre Ergebnisse miteinander verglichen. Dazu erstellen die beteiligten Wissenschaftler jeweils ein timecodebasiertes Szenenprotokoll. Diese Protokolle werden auf Übereinstimmungen bei der zeitlichen Segmentierung und kategorialen Klassifizierung überprüft und nach festgelegten Richtlinien zu einem Master-Protokoll zusammengeführt.
Evaluation der Abfolge von Pathosszenen |
1. Erstellen der Szenenprotokolle |
Das Master-Protokoll wird anschließend zu einem Diagramm ausgearbeitet, welches wir als Darstellung der affektdramaturgischen Makro-Ebene des Films fassen. Von links nach rechts visualisiert das Diagramm die zeitliche Abfolge der Pathosszenen im Filmverlauf. Die farblich markierten Felder repräsentieren die kategoriale Klassifizierung der Szenen. Ein Vergleich der Diagramme ermöglicht es uns, wiederkehrende Muster in den Blick zu nehmen. Der Grad der Variation dieser Muster verweist auf die historischen Variationen innerhalb des Kriegsfilmgenres.
Ebene 3: Analyse der Pathosszenen
In einem dritten Schritt beschreiben wir die szenische Komposition und die jeweiligen Ausdrucksbewegungseinheiten. Wie im zweiten Manual festgelegt, rücken wir dabei das dynamische Muster und die Ausdrucksbewegung einer Szene ins Zentrum. Ein zentrales Ziel des Manuals ist es, mittels standardisierter Arbeitsschritte eine systematische und intersubjektive Form der Beschreibung filmischer Expressivität zu garantieren.
Der erste Schritt besteht darin, das spezifische dynamische Muster einer Pathosszene zu identifizieren und als Ausdrucksbewegung zu beschreiben. Im zweiten Schritt wird die Szene in Ausdrucksbewegungseinheiten unterteilt. Diese werden dann in Bezug auf verschiedene Gestaltungsebenen des audiovisuellen Bildes beschrieben. Anschließend wird das dynamische Muster der Szene als ein kompositorisches Zusammenspiel von Ausdrucksbewegungseinheiten konkretisiert. Schließlich wird die affektive Orientierung der Szene, die durch die Ausdrucksbewegung aktiviert wird, qualifiziert. Aktuell arbeiten wir zudem an einer Visualisierung des affektiven Potentials der kompositorischen Mikrostrukturen.
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Analyse der |
Dies ist ein Prototyp des Diagramms. Von links nach rechts visualisiert es die zeitliche Entfaltung der Szene. Auf der X-Achse sind die Ausdrucksbewegungseinheiten vermerkt – diese Szene ist z.B. in drei Ausdrucksbewegungseinheiten unterteilt. Die Farben signalisieren den jeweiligen Affektbereich, der Kurvenverlauf wechselnde Intensitäten.