Ausdrucksbewegungseinheit 2
Meta-Daten
Szene: Kamikaze*
Ordnungsnummer: 02
Einzelanalyse: Bataan*
Timecode von: 01:19:38:17
Timecode bis: 01:20:55:18
Entstehungsjahr: 1943
Die visuellen und musikalischen Rhythmen, bildkompositorischen Entwicklungen und die Verbindung von Aktion und Beobachterposition in diesem Teil dienen der sinnlichen Erfahrung des Kampfes zwischen der Dynamik des Flugzeugs und seiner physisch empfundenen Schwere.
In den beiden eröffnenden langen Einstellungen werden erst, unter fortdauerndem unregelmäßigem Klopfen im Off, die drängende Zeit und der Handlungsbedarf verbalisiert und anschließend der Motor des Flugzeugs gestartet:
In der nun einsetzenden schnelleren Einstellungsfolge gibt es intern immer wieder einen Rhythmuswechsel von leichter Be- und Entschleunigung der Einstellungsdauer, der eine physiologische Anspannung generiert. Dies steht im Verhältnis zu den dabei miteinander verwobenen dargestellten Komplexen der blickenden Kameraden, des startenden Flugzeugs und des Piloten. Die bremsende Wirkung ist dabei vor allem mit den Außenaufnahmen des Flugzeugs verbunden, während das beschleunigende Element bei den Großaufnahmen des Lieutenant liegt. Die Gegenschüsse auf die Kameraden werden dabei in wechselnder Weise metrisch in die Be- und Entschleunigung eingebunden.
Parallel zu dieser metrischen Spannungsgenierung der Einstellungslängen findet ein ähnliches Spannungsverhältnis in der Tonebene statt, indem genau im Moment des Losfahrens die Musik einsetzt, die sich in ständigem Kampf und Austausch mit dem Flugzeugmotorengeräusch befindet. Der erste beschleunigende Bruch setzt so zum Beispiel die Trägheit des Flugzeugs in Beziehung mit einer Großaufnahme des Lieutenants und wiederholt dies auf der Tonebene, in der eine Komposition aus hohen Holzbläsern einsetzt, die sich gegen die tiefen Bässe des Flugzeugmotors durchsetzen muss.
Telos dieser Generierung von Vorwärtsimpuls und Anspannung ist die sinnliche Erfahrung des Kampfes zwischen der Dynamik des Flugzeugs und seiner physisch empfundenen Schwere. Dieser Kampf spiegelt sich in den Gegenschüssen auf Sailor und Todd, in dem Kontrast zwischen Todds gelähmter Körperhaltung am MG und Sailors Erregtheit. Die Schwere entsteht dabei dadurch, dass in den Totalen das Flugzeug immer am unteren Rand des Bildkaders erscheint. Erst in der vorletzten Einstellung, betont durch den Wegfall des Motorengeräusches, kann es die obere Hälfte des Bildkaders einnehmen, d.h. die Schwere überwinden und erhält so eine plötzliche Leichtigkeit, die im Freudenschrei Sailors widerhallt. In dieser Überwindung der Schwere findet gleichzeitig eine Drehung der Bewegungsrichtung des Flugzeugs statt, das erst nach hinten rechts losfährt, dann nach rechts beschleunigt und schließlich nach rechts vorne abhebt, wobei es damit die Blickachsen von Sailor und Todd aufnehmend auf den Ort des unheimlichen, unregelmäßigen Klopfens zufliegt.