Kamikaze*
Kategoriale Zuordnung
- Kampf und Natur
- Kampf und Technologie
- Leiden / Opfer
Meta-Daten
Ordnungsnummer: 21
Einzelanalyse: Bataan*
Timecode von: 01:17:40:25
Timecode bis: 01:23:10:18
Entstehungsjahr: 1943
Zeitliche Segmentierung der szenischen Ausdrucksbewegung
Nach dem gescheiterten ersten Startversuch des Flugzeugs geht es bei diesem zweiten Anlauf um das Selbstopfer des Piloten, seinen Triumph und das Verhältnis der Figuren dazu. Diese spielen sich zuerst in der Bewegungschoreographie ab, werden vom Montagerhythmus und der Musik übernommen, um dann wieder in der Gestik und Bewegung einer Figur abgeschlossen zu werden.Die Szene übersetzt dabei sukzessiv die Ambivalenz von drängender Dynamik und angespannter Ungewissheit in:
a) das Verhältnis eines unausgesprochenen, unheimlich unbewegten Aktivierungspols zu den von ihm ausgelösten Bewegungen der Figuren (> ABE 1);
b) einen Montagerhythmus in dem eine physische Anspannung zwischen der Schwere des Flugzeugs und seiner Dynamik, der Trägheit des Körperlichen und seiner triumphalen Überwindung entsteht (> ABE 2); sowie
c) in eine Aufteilung und Gegenüberstellung dieser Spannungspole in den triumphal mit seinem Flugzeug verschmolzenen Piloten einerseits und die angespannten, hoffenden und bangenden, an die Erde gefesselten Kameraden andererseits (> ABE 3).
Die plötzliche Auflösung dieser Ambivalenz und Spannungsverhältnisse in der Explosion des Flugzeugs und der Brücke (> ABE 3) ist auch als ein schockartiger Kurzschluss der etablierten Pole zu sehen, der selbst wiederum die gestische und räumliche Bewegung einer anderen Figur, Hardy, initiiert (> ABE 4).
So manifestiert das heroische Opfer (> ABE 3) die Aufhebung der Schwere und Trägheit (>ABE 2) und zeigt sich als letzter Dienst eines sterblichen, individuellen Körpers für die zuvor in Bewegung versetzte Gruppe der er angehörte (> ABE 1). Es ist diese letzte Bedeutung des Verhältnisses dieses Opfers zur Gruppe, die in den Gegenschüsse an Anspannung und Triumph teilhat, welche in der ausgestellten Ruhe und Stille nach der Explosion hervorgebracht wird, indem für das Erkennen und Gedenken der heldenhaften Aktion ein akustischer und zeitlicher Raum eröffnet wird (> ABE 3).
Dieser Sinn wird anschließend jedoch wieder radikal zurückgenommen, indem es genau so ein unbeweglicher Blick und genau so eine Stille sind, die anschließend in der mehrfach unterbrochenen und erschlaffenden Bewegung Hardys die indifferente Präsenz der Natur und die Absurdität eines sinnlosen Todes markieren – nicht zuletzt durch die Abwesenheit einer inszenierten Blickposition der Kameraden, die zuvor die Aktion und den Tod in einen Bezug zur Gruppe stellten (> ABE 4).