Ausdrucksbewegungseinheit 1

Im Zusammenspiel von Kamera und Mimik entfaltet die Szene das zirkuläre Bewegungs-muster eines militärischen Gesamtkörpers, der aus dem Zustand geordneter Aktivität zu einem gedehnten Moment der Ruhe und schließlich wieder in eine neue Form der Mobilität gebracht wird.

Zwei erste Einstellungen führen die heranmarschierende Truppe und die Figur des Colonels im Bildraum so zusammen: Durch einen Schwenk erscheint der Colonel im Vordergrund und die Kompanie umschließt ihn halbkreisförmig.

Fünf Einstellungen präzisieren das räumliche Verhältnis von Kompanie und Colonel im Schuss-Gegenschuss-Prinzip. Trotz räumlicher Ordnung und autoritärer Ansprache wird der Colonel hier gerade nicht als frontales Gegenüber der Truppe inszeniert. Die visuelle Kompositorik verortet ihn stattdessen auch innerhalb der Gegenschüsse der Kamera zentral im Bildvordergrund, hinter dem sich die Kompanie noch über den Kader hinaus unscharf aufspannt. Die Blickachsen der einzelnen Soldaten kreuzen sich wiederholt in der räumlichen Position des Colonel. Diese Struktur der Wiederholung in den Operationen des Bildes (Redundanz der Blickachsen, Schuss-Gegenschuss-Prinzip) stellt die Zeitlichkeit, in der die Truppe und ihr väterliches Haupt zu einer Einheit verwoben werden als ein Moment der gedehnten Dauer heraus.

Die anschließende Kameraschwenk wandert über die Gesichter einzelner Soldaten. Ihre gleichförmige Mimik ist zu einem Netz verwoben, auf dem sich mittels fluktuierender Lichtwerte ein übergeordneter physiognomischer Ausdruck formt, der seinerseits den eigentlichen Adressaten der väterlichen Ansprache bildet. Die letzte der vier anschließenden Einstellungen im Schuss-Gegenschuss-Prinzip fasst die nun erneut aufbrechende Truppe schließlich wieder ohne den Colonel und bildet so einen kreisförmigen Anschluss an die erste Einstellung der Szene.