Ausdrucksbewegungseinheit 1
Meta-Daten
Szene: Drittes Opfer - Zufallstreffer*
Ordnungsnummer: 01
Einzelanalyse: Sahara*
Timecode von: 01:13:44:02
Timecode bis: 01:15:51:21
Entstehungsjahr: 1943
Das dynamische Muster einer Bewegung von einem Bild der Anspannung hin zu einem Bild der fröhlichen Geselligkeit, das in eine Peripetie mündet und in ein Bild der Trauer aufgeht, wird strukturiert durch die Form einer Triptychon-Figur.
In der Dynamisierung des Abschnitts realisiert sich ein Bild der Anspannung mittels eines schnellen Kameraschwenks, der den unter Beschuss stehenden St. Gunn in dessen fluchtartiger Bewegung in einem Schützengrabensystem folgt, verstärkt durch den Gegenschnitt auf ein Close-up des feindlichen Gewehrschützen und begleitet von hoch tönenden Bläsern,. Der folgende Stillstand der Kamera markiert den abrupten Wechsel hin zu einem affektivem Modus der Entspannung (linker Seitenflügel des Triptychons).
Durch den Umschnitt auf eine statische Einstellung, die Williams und Gunn in einem over-shoulder-shot zeigt, wird die Entschleunigung des Abschnitts akzentuiert. Dabei realisiert sich mittels der Kontrastierung zu der zuvor etablierten laut tönenden Klangkulisse in der nun vorherrschenden Ruhe des einsetzenden Gesprächs der beiden Soldaten das Bild einer alltäglichen Friedlichkeit (Mittelstück).
Das andauernde Gespräch zwischen Williams und Gunn ist vorrangig strukturiert durch die Abfolge statischer Einstellung im Schuss-Gegenschuss-Prinzip, sodass die zuvor etablierte Ruhe auf Ebene der Kamera fortgesetzt wird. Getragen wird diese Struktur von wechselnden Gesprächsthemen. Der semantische Gehalt des Dialogs steht in einem Wechselverhältnis zu der Inszenierung Williams’ und dessen Transformationsbewegung hin zu einer zivilen Figur, mittels der Intonation der Rede und von wechselnden Einstellungsgrößen, die mal den Schwerpunkt auf Mimik, mal auf Gestik legen. Im langsam entfalteten Gespräch realisiert sich in dessen ausgestellter Dauer ein Moment des fröhlichen Beisammenseins.
Die vermittelte Ruhe dieses Moments setzt sich fort in der Nahaufnahme Williams’. Die Peripetie, ausgelöst durch den lauten Gewehrschuss, leitet einen beschleunigten Schnittwechsel ein. Die Schock-Figuration realisiert sich in den kurzen Abständen der Nahaufnahmen des Schützen, des Gefallenen und des Kameraden Gunn, als Akkumulation abrupter Wechsel. Die Beschleunigung setzt sich fort auf Ebene der Gestik, in dem die Figur Williams’ schlagartig zusammensinkt (rechter Seitenflügel). Das leise ausstoßen eines letzten Seufzers Williams entschleunigt den Moment eines Umschwungs und leitet über zur abschließenden Figur der Szene.
Das Triptychon wird geschlossen von einem Bild der Trauer, das sich im Zusammenspiel der Nahaufnahme des bedauernden Gesichtsausdrucks Gunns, dessen Geste der Anteilnahme in der Körperhaltung, und dem Erklingen eines langsamen Musikstücks realisiert. Reziprok zu Williams’ Seufzen wird diese Trauerfigur von Gunns Seufzer eingeleitet. In dieser Anordnung realisiert sich schließlich die Verlusterfahrung eines nicht mehr möglichen gemeinschaftlichen Beisammenseins. DG