Kaffeepause*
Kategoriale Zuordnung
- Formierung eines Gruppenkörpers (corps)
- Leiden / Opfer
- Gemeinschaftsgefühl als eine medial geteilte Erinnerung an geteiltes Leid
Meta-Daten
Ordnungsnummer: 17
Einzelanalyse: Sands of Iwo Jima*
Timecode von: 00:48:59:05
Timecode bis: 00:51:39:13
Entstehungsjahr: 1949
Die über zwei Handlungsschauplätze inszenierte Parallelhandlung etabliert eine Erzählung, die als geradezu stereotypes Narrativ an klassische Motive der Kriegserzählung anschließt, wie sie bereits seit dem griechischen Epos tradiert werden. Auf dieser mythischen Ebene entwickelt die Erzählung selbst eine affektive Dimension. Die Handlung von den in der Schlacht ausharrenden Kriegern und ihrem leichtfertig ihren Tod verursachenden Kameraden, scheint eine zeitlose Geschichte von Schuld, Verantwortung – und Reifung – zu erzählen.
Die Erzählung wird dabei über die kontrastierenden Settings der heiteren Kaffeerunde einerseits (> ABE 1, > ABE 3) sowie des Schlachtfelds mit den verzweifelt kämpfenden – und schließlich getöteten – Soldaten andererseits (> ABE 2) realisiert. Das Zuschauerwissen etabliert einen gemeinsamen Handlungsraum, das Bewusstsein über den bereits erfolgten Tod der Kameraden versetzt die zuvor heitere Pausensituation in ihrer formal identischen Wiederholung in eine gebrochen-tragische Tonalität (> ABE 3).
Von zentraler Bedeutung für die affektive Dimension des Geschehens ist die musikalische Dramaturgie; in ihrer geradezu klassischen Ästhetik – tiefe Melodiefragmente als Ankündung drohenden Unheils, Crescendi mit dem Einsetzen dieses Unheils, abermals tiefe Klänge zur bevorstehenden Entdeckung des bereits geschehenen Unheils sowie schließlich ein traurig-schweres Motiv bei der Bewusstwerdung der entstandenen Schuld – gibt der mythologischen Dimension des Narrativs eine sinnliche Entsprechung.
Die Schlusseinstellung spielt schließlich das zuvor bereits narrativ Vermittelte in vollem Pathos aus: Der mehrfache Ausruf des sterbenden Hellenpolis („What kept you so long?“) überführt den semantischen Gehalt des Handlungsgeschehens schließlich in ein buchstäbliches Klagelied (> ABE 4). JHB