07 Die Welt der Freiheit und die Welt der Sklaven
Im Folgenden wird die Antwort noch einmal versucht, nun auf der Folie eines Darstellungsmodus, den wir aus dem Genrekino kennen. Der erneute Musikwechsel zu einem süßlich-lyrischen Motiv stimmt auf die veränderte Darstellungsmodalität ein: „This is a fight between the free world and the slave world.“ Mit diesem strikten Manichäismus ist die dramaturgische Ordnung des Melodramas zur Folie der weiteren Argumentation geworden. In dieser Ordnung kennt die Welt nur zwei Seiten: hier die Tagseite, dort die Nachtseite, hier der dunkle, dort der helle Kontinent, hier die Welt des Guten, dort das Reich des Bösen. Amerika, die tugendhafte Unschuld, ist vom schlechthin Schurkischen bedroht.
Why We Fight, Episode PRELUDE TO WAR, Frank Capra, USA 1942 (5. bis 7. Minute)
Die Welt der Freiheit, das ist zuallererst die Welt eines freien Glaubens: Moses, Mohamed, Konfuzius, Christus – das, was diese Glaubensgemeinschaften eint, ist die Freiheit des Menschen vor Gott. Auf diese Freiheit – zuallererst – gründe sich die amerikanische Nation.
In wenigen Einstellungen, Reminiszenzen an Revolution und Befreiungskrieg, wird der gemeinschaftlich geteilte Erinnerungsgrund dieser Nation aufgerufen. Den Bildern der Revolution werden die Denkmale der Gründerväter zur Seite gestellt – und die Architektur, in der sich die Institutionen darstellen, die aus dieser Gründung hervorgegangen sind. Sie bilden buchstäblich den Raum, in dem sich die dargestellten Akte öffentlichen politischen Handelns vollziehen.